Weihnachtszeit

Gepostet am 14.02.2019

Ein anderes sehr spannendes Thema war die Vorweihnachtszeit hier. Weil wir von der Vorweihnachtsstimmung anfangs nicht so viel gespürt haben, denn es gibt hier weder Adventskalender für die Kinder noch einen typischen Adventskranz, beschlossen meine Mitfreiwillige und ich unsere Küche mit einer Lichterkette und einem -schnief- Plastikbaum zu verzieren. Irgendwann habe ich dann doch noch herausgefunden, dass es in unserer Kirche eine „Adventskrone“ mit 5 Kerzen gab, wobei die fünfte Kerze für Heiligabend ist. Schließlich wurde auch die „Plaza“, der Hauptplatz von Potosí, natürlich dem Beispiel unserer Küche folgend 😉 ganz bunt mit Lichtern geschmückt. Außerdem wurden jeden Abend heiße Schokolade und „Buñuelos“, ein spezielles, frittiertes Gebäck, typisch für die Weihnachtszeit, verkauft. Wenigstens ein kleiner Ersatz für die deutschen Weihnachtsmärkte mit Glühwein und Co. Die Feste St. Martin und Hl. Nikolaus werden hier leider nicht gefeiert. Die aufregendste Feier der Vorweihnachtszeit war für mich persönlich der „Día del niño Jésus“ (Tag des Kindes Jesus). Wir hatten wieder einmal das Glück im Kindergarten, in der Primaria und in der Secundaria zu feiern. Hier gibt es für die Weihnachtszeit einen ganz speziellen Tanz, bei dem immer zu zweit in einer langen Reihe auf eine aufwändig geschmückte Grippe mit dem Jesuskindlein zu getanzt wird. Zu trinken gab es „wie immer“ heiße Schokolade und zu essen Buñuelos. Als wir dann abends noch mit den Lehrern feierten, gab es zusätzlich auch noch Schnaps, eine leckere Suppe mit Schweine- und Hühnerfleisch, Mais, Kartoffeln und Gemüse und Wolldecken sehr aufwändig als Geschenke verpackt. Es war ein unvergesslicher Abend!

Am 7. Dezember begannen dann die Weihnachtsferien. Allerdings hatten wir noch nicht komplett frei, da wir bei einer Versammlung der Lehrer, die auch für die Kollegschafft sehr zäh war, beiwohnen sollten. An einem anderen morgen bereiteten wir Geschenktaschen vor, die die Lehrer dann am Nachmittag abholen kamen. Ich staunte über die Mengen, die die Lehrer geschenkt bekamen. Jede Tasche wurde mit Keksen, Schokokuchen, Aprikosendosen, gesüßter und ungesüßter Kondensmilch, Sekt, Bonbons, Karamellbonbons, Trinkschokolade, einer Art Schokopralinen, Kakaopulver, Kaffeepulver und einem Bettbezug befüllt. Insgesamt befand sich in jeder Tasche ein Wert von knapp 300 Bolivianos.

An Weihnachten besuchten wir dann abends den Gottesdienst, in dem das Krippenspiel aufgeführt, gesungen und wieder getanzt wurde. Fast jede Familie brachte ihre Krippenfiguren mit, um sie am Ende segnen zu lassen. Interessant fand ich, dass hier wie in Deutschland zum Abschluss „Stille Nacht“ bzw. „Noche de Paz“ gesungen wurde. Nach der Messe gingen wir mit den Schwestern mit und aßen wieder Buñuelos und tranken heiße Schokolade. Weil es hier so Tradition ist bis Mitternacht zu warten, füllten Chantal & ich die Zwischenzeit mit Gesang und Geigenspiel. Als Mitternacht dann gekommen war, stießen wir an und überreichten den Schwestern unsere Geschenke. Da diese sich dann jedoch ziemlich schnell in ihre Zimmer zurückziehen wollten, gingen wir in unsere Küche und tauschten dann unter unserem Plastikbaum im Lichterglanz noch Geschenke aus.
Der Vormittag vom 25. verbrachten wir damit, den Schwestern beim Kochen zu helfen. Fast zu jedem Fest gibt es hier ein spezielles Gericht. Danach gingen wir wieder in die Messe, welche auch heute wieder von Musik und Tanz bereichert wurde. Nach dem Festmahl mit den Schwestern ließen wir Weihnachten ohne weitere Festivitäten gemütlich ausklingen, denn einen 2. Weihnachtsfeiertag gibt es hier gar nicht.

Die restlichen Ferien nutzte ich ausgiebig, um zu reisen, damit ich auch noch andere Teile Boliviens kennenlernen konnte. Außerdem kam auch der ein oder andere nach Potosí zu Besuch, worüber ich mich sehr freute.