Pfingsten und Besuch der Mienen von Potosi

Gepostet am 07.09.2019

Am Pfingstfest gab es wieder einige Aktivitäten in der Kirchengemeinde
„Copacabana“. Die schönste Veranstaltung an diesen Tagen fand ich aber mit
Abstand das Zelten mit der Jugendpastoralgruppe vor der Kirchentüre. Ungefähr
25 Jugendliche schlugen im Tempelvorhof 5 kleine, bunte Zelte auf. Es wurde ein
Lagerfeuer entzündet, ein Nudelgericht „Aji de Fideo“ gegessen und einige Impulse zum Thema Gruppenzusammenhalt und Pfingstereignis gestartet. Darauf ging es in die Kirche hinein, wo wir uns gemütlich in warme Decken kuschelten und uns eine Schwester mehr vom Heiligen Geist erzählte. Als wir wieder nach draußen kamen, war es bitterkalt geworden denn schließlich war es zu dieser Zeit schon fast Winter in Bolivien, und wir verkrochen uns recht schnell in den Zelten. Am nächsten Morgen spielten wir ein lustiges Geländespiel mit Spielkarten um die Kirche herum bis uns eine Freundin Milchreis zum Frühstück brachte. Danach machten wir einige Reflexionen zum Thema Toleranz in der Gruppe. Dafür hatte ein Gruppenmitglied tolle Bilder, die zum Thema passten, mitgebracht. Ich persönlich fand dieses Wochenende so gelungen, weil es mir
zeigte, wie die Jugendlichen hier ihren Glauben mit Spaß und Freude ausleben.

In den Winterferien im Juli hatte ich dann die Möglichkeit, meine eigene Stadt Potosí nochmal besser kennenzulernen, denn mit einer geführten Tour besuchten wir die Minen des Silberberges, dem „Cerro rico“, was übersetzt reicher Berg heißt. Die Minen sind noch aktiv und wir liefen vielen verschiedenen Gruppen von Arbeitern über den Weg, die ohne jegliche technische Hilfsmittel mit Meißel und Hammer die wertvollen Steine aus den Wänden schlugen, zerkleinerten und damit vor sortierten, bevor diese mit Loren nach draußen befördert wurden. Es ist eine körperlich wirklich sehr anstrengende Arbeit, weil einfach alles händisch erledigt wird. Wegen des Feinstaubes, der dort ständig in der Luft liegt, ist für jeden Mienenarbeiter klar, dass er vermutlich nicht älter als 50 Jahre werden wird und damit versucht jeder von ihnen seine Lebenszeit mit schönen Dingen (gute Kameradschaft, Feste und Familie) auszufüllen. Schon junge Burschen werden von ihren Vätern hin und wieder in die Mine mitgenommen, damit sie gute Zukunftschancen haben, falls es mit der Schule nichts wird. Die Hierarchie in den Mienen orientiert sich ganz klar an Wissen und Erfahrung der einzelnen Arbeiter. Es gibt viele verschiedene Kooperationen, die Arbeiter beschäftigen, ihnen das Recht zum Abbauen der Minerale geben und dafür einen gewissen Prozentsatz der Gewinne bekommen. Ein Arbeiter hat keine festen Arbeitszeiten und kann kommen und gehen wann er will, das heißt wenn er Geld braucht arbeitet er lange und hart und wenn er gerade kein Geld braucht, kommt er eben nicht wenn er keine Lust hat. Sehr interessant ist auch die Legende vom „Tio“, genannt Onkel. Er ist der Teufel, der aber nicht als schlecht oder böse angesehen wird, sondern den Schutzpatron der Menschen unter der Erdoberfläche verkörpert. Ich persönlich hatte den Eindruck dort in den Minen in einer ganz anderen Welt gelandet zu sein. Es war unglaublich eindrucksvoll, sehr interessant und trotzdem gängelte mich mein Gewissen, weil unsere Gruppe voller Touristen die arbeitenden Leute wie Anschauungsobjekte im Zoo anstarrte.